Überweisungen in die Heimat können sich in Krisenzeiten als besonders wichtig erweisen, und die Überweisungsströme sind während der Coronavirus-Pandemie in einem globalen Wirtschaftsabschwung stabil geblieben, wie neue Daten der Weltbank zeigen.
Die registrierten Überweisungsströme in Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen beliefen sich im Jahr 2020 auf 540 Mrd. USD und lagen damit nur 1,6% unter dem Gesamtbetrag von 548 Mrd. USD im Jahr 2019. Gleichzeitig gingen die ausländischen Direktinvestitionen in Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen (ohne China) um über 30% zurück.
Die Weltbank hatte zuvor vorhergesagt, dass die weltweiten Überweisungen im Jahr 2020 aufgrund der reduzierten Löhne und Beschäftigung von Arbeitsmigranten um rund 20% sinken würden.
BIP vs. Heimatüberweisungen
MoneyTransfers.com wollte herausfinden, wie die Beziehung zwischen dem Wohlstand eines Landes und dem Erhalt von Rücküberweisungen ist. Anhand der Daten der Weltbank haben wir festgestellt, dass die 10 Länder mit dem höchsten Pro-Kopf-BIP im Jahr 2020 Überweisungen in Höhe von 17,8 Mrd. USD erhalten haben – im Vergleich dazu erhielten die 10 Länder mit dem niedrigsten Pro-Kopf-BIP 6,2 Mrd. USD.

Wenig überraschend war, dass dies jedoch einen größeren Anteil am gesamten BIP in den ärmeren Ländern ausmachte, einschließlich eines enormen Anteils von 35,3% im vom Krieg zerrütteten Somalia. Ohne diesen Ausreißer betrugen die Rücküberweisungen in den anderen neun Ländern durchschnittlich 2,43% des BIP aus, während sie unter den zehn reichsten Ländern durchschnittlich nur 0,55% ausmachten.
Unter den reicheren und ärmeren Ländern gab es jedoch große Unterschiede in der Höhe der Überweisungen. Die Vereinigten Staaten erhielten mit 6,2 Milliarden US-Dollar bei weitem die höchste Gesamtzahl an Überweisungen. Aufgrund der enormen Größe der Wirtschaft des Landes - die nach wie vor die größte der Welt ist - stellten die Überweisungen nur 0,03% des BIP dar, der niedrigste Wert unter den Top Ten.
Umgekehrt erhielt Island mit 166 Mio. USD den niedrigsten Überweisungsbetrag, der jedoch mit 0,8% den höchsten Anteil seines gesamten BIP unter den reichen Ländern ausmachte.
Trends bei den Überweisungsströmen
Während die USA einerseits eine große Summe an Auslandsüberweisungen erhalten, haben sie gleichzeitig die weltweit höchste Rate an ausgehenden Überweisungen: 2020 waren es enorme 68 Milliarden USD, die ins Ausland überwiesen wurden. Dies ist auf die hohe Anzahl von Wanderarbeitnehmern und den Wirtschaftskorridor mit Mexiko zurückzuführen .
Indien blieb das Land mit dem höchsten Zufluss von Überweisungen und erhielt 83 Mrd. USD im Jahr 2020. Das war nur ein geringfügiger Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 0,2%.
Es folgten China und Mexiko, sie erhielten 59,5 Mrd. USD bzw. 42,9 Mrd. USD. Für China bedeutete dies ein Rückgang von 13% gegenüber dem Vorjahr. Für Mexiko war es dagegen ein Anstieg von 9,9%.
Strikte Einschränkungen der Mobilität chinesischer Staatsangehöriger zu Beginn der Pandemie könnten diesen starken Rückgang erklären. Der Anstieg der Überweisungen nach Mexiko war wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass Mexikaner mit Verwandten in den USA zusätzliche Unterstützung erhielten, um ihnen zu helfen, die Folgen der stark schrumpfenden Wirtschaft und der Krise des öffentlichen Gesundheitswesens abzufedern, obwohl die USA selbst mit großen Schwierigkeiten konfrontiert waren.
Weltweit stiegen die Überweisungszuflüsse in Lateinamerika und der Karibik um 6,5%, in Südasien um 5,2% und im Nahen Osten und in Nordafrika um 2,3%. Sie gingen in Ostasien und im Pazifik um 7,9%, in Europa und Zentralasien um 9,7% und in Afrika südlich der Sahara um 12,5% zurück, was hauptsächlich auf einen Rückgang in Nigeria zurückzuführen ist.
Überweisungsströme in Europa

Die europäischen Volkswirtschaften verzeichnen auch erhebliche Raten an ein- und ausgehenden Auslandsüberweisungen, diese sind für ihre Volkswirtschaften jedoch tendenziell weniger bedeutsam.
Während die Schweiz mit 2,6 Milliarden US-Dollar eher wenig Überweisungen erhält, ist sie bei weitem der größte Absender von Überweisungen unter den zehn größten europäischen Volkswirtschaften. Im Jahr 2020 wurden 28 Milliarden US-Dollar ins Ausland geschickt, was einem enormen Anteil von 3,7 % des BIP entspricht.
Die Türkei liegt sowohl bei eingehenden als auch bei ausgehenden Überweisungen am unteren Ende der Skala, diese beliefen sich im Jahr 2020 auf 795 Mio. USD bzw. 1,3 Mrd. USD.
Die Türkei und die Schweiz haben ähnlich große Volkswirtschaften, gemessen am gesamten BIP in Höhe zwischen 700 und 800 Mrd. USD, aber das Pro-Kopf-BIP der Schweiz ist mit 81.867 USD erheblich größer als das der Türkei mit 9.126 USD.
Die Türkei hat eine riesige Flüchtlingsbevölkerung - die größte der Welt -, doch diese potenzielle Überweisungsquelle entspricht nicht der anderer Länder mit höheren Beschäftigungsquoten und lukrativeren Arbeitsmärkten. Die Schweiz, die diese Kriterien dagegen erfüllt, hat mit 25% ebenfalls eine hohe im Ausland geborene Bevölkerung, wie offizielle Zahlen belegen .
Überweisungen in Deutschland
Deutschland hat nicht nur die größte Volkswirtschaft in Europa, sondern auch die höchste im Ausland geborene Bevölkerung in der EU. Nach der Schweiz war es auf Platz 2 der Staaten mit den meisten ausgehenden Überweisungen unter den Top 10 im Jahr 2020. Wanderarbeitnehmer schickten beachtliche 22 Milliarden US-Dollar nach Hause. Dies trotz einer Arbeitslosenquote von 14,4%, die weit über den 6% der Staatsangehörigen lag. Die eingehenden Überweisungen nach Deutschland waren mit 17,9 Milliarden US-Dollar ebenfalls hoch.
Methodik
Die im Mai 2021 veröffentlichten Daten der Weltbank zu den globalen Überweisungsströmen wurden mit der Rangliste des Pro-Kopf-BIP der Länder verglichen, die dem World Economic Outlook des Internationalen Währungsfonds (Oktober 2020) über Statistics Times und die Weltbank entnommen wurde.
Singapur wurde aufgrund fehlender Daten zu Überweisungen von den 10 Ländern mit dem höchsten Pro-Kopf-BIP ausgeschlossen.