
Wie viel Steuern zahlt man in Deutschland?
Länder wie die Schweiz oder Mauritius werden oft als sogenannte Steueroasen bezeichnet, da die Steuerlast dort sehr gering ist. Deutschland hingegen gehört nicht dazu. Ganz im Gegenteil: In Deutschland zahlen die Bürger deutlich mehr Steuern als in vielen anderen Ländern. Einen erheblichen Teil unseres Einkommens geben wir dem deutschen Staat ab. Doch auch beim Einkaufen oder für die Mitgliedschaft in der Kirche fallen in Deutschland Steuern an.
Lesen Sie in diesem Artikel daher alles, was Sie über die verschiedenen Steuerarten, die Steuerlast in Deutschland und die unterschiedlichen Steuern beim Geldtransfer wissen sollten.
Wie viel Steuern zahlt man in Deutschland?
Im vergangenen Jahr führten Singles mit einem durchschnittlichen Einkommen im Schnitt 48,1% ihrer Einnahmen in Form von Steuern und Sozialabgaben an den Staat ab. Deutschland liegt damit nur knapp hinter Belgien und hat die zweithöchste Abgaben- und Steuerlast in Europa und der ganzen Welt.
(Handelsblatt)
Die Steuern in Deutschland sind in 3 verschiedene Steuerkategorien aufgeteilt.
Für die Verbraucher setzt sich der Steuersatz in Deutschland aus vielen verschiedenen Steuern zusammen. Diese sind in 3 Hauptkategorien eingeteilt: Verbrauchssteuern, Verkehrsteuern und Besitzsteuern. Zu den Verbrauchsteuern gehören alle Steuern, die die Regierung auf bestimmte Güter erhebt, die verbraucht werden können. Dazu gehören etwa die Energieölsteuer, die Stromsteuer, aber auch Steuern auf einzelne Produkte wie die Tabaksteuer oder Kaffeesteuer. In den Bereich der Verkehrsteuern fallen Steuern, die im Rechts- und Wirtschaftsverkehr erhoben werden. Diese Steuergruppe umfasst beispielsweise die Grunderwerbsteuer, die Umsatzsteuer, die Versicherungssteuer oder die Luftverkehrsteuer.
Die dritte Hauptkategorie, Besitzsteuern, unterteilt sich in zwei Unterkategorien: die Substanzsteuern und die Ertragsteuern. Während die Substanzsteuern den Besitz von Vermögensgegenständen besteuert, bezieht sich die Ertragsteuer auf den Vermögenszuwachs. Zu den Substanzsteuern zählen etwa die Grundsteuer und die Vermögensteuer. Beispiele für Ertragsteuern sind die Einkommensteuer und die Gewerbesteuer.
(Bundesfinanzministerium)
Die Steuereinnahmen Deutschlands beliefen sich 2021 auf 833,2 Millionen Euro.
Im Jahr 2020 generierte Deutschland Steuereinnahmen in Höhe von rund 739,7 Millionen Euro. Damit sind die Steuereinnahmen 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 12,6% gestiegen. Die Steuereinnahmen setzen sich dabei aus direkten und indirekten Steuern der Bürger und der Unternehmen zusammen. Experten erwarten für das kommende Jahr einen erneuten Anstieg der Steuereinnahmen und rechnen mit Rekordwerten von bis zu 937,3 Millionen Euro. Durch Steuererhöhungen in einzelnen Bereichen steigen auch die gesamten Steuereinnahmen des Staates. Ein Beispiel dafür ist die Erhöhung der CO2-Steuer. Diese steigt von 25 Euro im Jahr 2021 auf 55 Euro im Jahr 2025 an.
(Bundesregierung, Destatis)

Der maximale Steuersatz von 42% greift ab einem Einkommen von 277.826 Euro im Jahr.
Wer seinen Wohnsitz in Deutschland hat und auch hier sein Einkommen erzielt, ist einkommensteuerpflichtig. Doch nicht jeder zahlt die gleiche Einkommensteuer. Denn die richtet sich nach der Höhe des Einkommens und wird in drei Stufen unterteilt. Einkommen unterhalb der Grenze von 10.347 Euro liegen, sind steuerfrei, da sie der Existenzsicherung dienen. Darüber greift zunächst der Eingangssteuersatz von 14%. Mit steigendem Einkommen steigt auch der Steuersatz an, auf maximal 42%. Wer ein jährliches Einkommen von mehr als 58.597 Euro hat, zahlt dann den Spitzensteuersatz von 42%. Die dritte Stufe ist die sogenannte Reichensteuer. Diese greift ab einem zu versteuernden Einkommen von 277.826 Euro im Jahr. Superreiche zahlen dann auf ihr Einkommen eine Einkommensteuer in Höhe von 45%.
(Steuerklassen)
Erstwohnsitz Ausland - Zweitwohnsitz Deutschland: Steuern - doppelter Wohnsitz ist mit einigen steuerlichen Hürden verbunden.
Prinzipiell gilt: man zahlt dort Steuern, wo man seinen Hauptwohnsitz hat. Doch wer als Freiberufler Steuern zahlt und dabei mehr als einen Wohnsitz hat oder viel unterwegs ist, kann auf einige Hürden stoßen und zahlt im schlimmsten Fall doppelt Steuern. Es kommt daher eher selten vor, dass jemand seinen Erstwohnsitz im Ausland und einen Zweitwohnsitz in Deutschland gemeldet hat. Denn wer langfristig oder dauerhaft aus Deutschland wegzieht, muss seinen Hauptwohnsitz hier abmelden.
Die Anmeldung eines Zweitwohnsitzes in Deutschland ist zwar möglich, aber mit einigen Hürden verbunden. Denn es muss klar geregelt sein, welches Land für die Steuern und die sozialrechtlichen Angelegenheiten zuständig ist. Einige Länder in Europa wie etwa Deutschland und Spanien haben ein Doppelbesteuerungsabkommen, sodass Steuern nur in einem der beiden Länder abgeführt werden müssen.
(DIA)
Bei einem Arbeitsaufenthalt von weniger als 6 Monaten im Ausland greift weiterhin die Einkommensteuer in Deutschland.
Die Anzahl der digitalen Nomaden nimmt immer weiter zu. Dabei handelt es sich um Personen, die ihrer Arbeit ortsunabhängig nachgehen. Beim Arbeiten im Ausland stellt sich dann allerdings die Frage, wo Steuern gezahlt werden müssen. In den meisten Fällen wird die Lohnsteuer dort gezahlt, wo auch der Arbeitsplatz liegt. Unabhängig davon, wo sich der Wohnsitz befindet. Hat man zusätzlich jedoch noch Einnahmen aus Deutschland, etwa durch die Vermietung einer Immobilie, erhöht sich der Steuersatz in Deutschland. Es zudem noch eine besondere Regel für das Arbeiten im Ausland. Wer weniger als 183 Tage im Jahr im Ausland arbeitet, zahlt den individuellen Einkommensteuertarif in Deutschland. Erst ab einer Arbeitsdauer von mehr als 6 Monaten greift die jeweilige Besteuerung im Ausland.
(VLH)
Immobilie im Ausland: Steuern in Deutschland? Immobilien werden dort versteuert, wo sie stehen.
Wenn Sie Ihren Wohnsitz in Deutschland haben, aber eine Immobilie im Ausland besitzen, ist die Immobilie dort zu versteuern, wo sie sich befindet. Dabei fallen je nach Land unterschiedliche Steuern an. Beim Erwerb einer Immobilie fallen meist die Grunderwerbsteuer und die Grundsteuer an. In Frankreich liegt der Grundsteuersatz beispielsweise bei 5%, wohingegen dieser auf den Balearen bei 10 bis 12% liegt. Hinzu kommen weitere landesspezifische Steuern wie etwa Register- und Katastersteuern. In Spanien und Frankreich zahlt man außerdem Steuern, wenn man seine Immobilie nicht vermietet. In diesem Fall greift die sogenannte Wohn- oder Selbstnutzungssteuer. Wer seine Immobilie im Ausland allerdings vermietet, zahlt Steuern auf Mieteinnahmen. Diese sind ebenfalls an das Finanzamt des jeweiligen Landes zu entrichten.
(Steuererklärung.de)
Überweisungen aus dem Ausland müssen teilweise versteuert werden
Eine internationale Geldüberweisung ist nicht automatisch steuerpflichtig. Stattdessen kommt es darauf an, wie viel Geld überwiesen wurde, warum das Geld aus dem Ausland überwiesen wurde und welche Steuergesetze im eigenen Land gelten. Und diese unterscheiden sich auch innerhalb von Europa, wenn das Geld im Rahmen einer Schenkung überwiesen wurde. Die Steuern in Europa im Vergleich fallen dabei recht unterschiedlich aus. Überweisungen, die aus geschäftlichen Zwecken getätigt wurden, werden hingegen immer als ausländisches Einkommen versteuert. Wer eine große Überweisung aus dem Ausland erhält, sollte dies auf jeden Fall bei seiner Steuererklärung angeben, um hohe Strafen zu vermeiden.
(Moneytransfers)
In der Schweiz zahlen die Bürger 1,3‰ bis 10,1‰ Vermögensteuer.
Im Vergleich zu Deutschland gibt es in der Schweiz einige steuerliche Vorteile. Im europäischen Vergleich hat die Schweiz die geringste Steuerlast. 2022 lag der Durchschnittssteuersatz eines Schweizers bei 29,6%. In der Schweiz zahlen am Ende des Jahres alle Steuerpflichtigen 1,3 bis 10,1 Promille (Tausendstel) ihres gesamten Vermögens als Steuern an den Staat. Dabei hängt die Höhe der Vermögensteuer vom jeweiligen Kanton ab. Zu den Steuern in der Schweiz gehört ebenfalls eine Einkommensteuer. Die Einkommensteuer in der Schweiz ist anders als in Deutschland von der jeweiligen Einkunftskategorie abhängig. Man unterscheidet zwischen Erwerbseinkommen, Ertragseinkommen, Ersatzeinkommen und übriges Einkommen.
(Statista, Wikipedia)
In Österreich liegt der Steuerfreibetrag bei 11.000 Euro im Jahr.
Ähnlich wie in Deutschland gibt es auch in Österreich verschiedene Einkommensteuergrenzen, die mit steigendem Einkommen immer weiter ansteigen. Derzeit liegt der Steuerfreibetrag in Österreich bei rund 11.000 Euro im Jahr. Das bedeutet, dass Bürger auf ihr Einkommen unterhalb dieser Grenze keine Einkommensteuer zahlen müssen. Dafür bittet der Staat die Superreichen ordentlich zur Kasse. Denn wer ein Einkommen von über 1 Million Euro im Jahr erzielt, zahlt den Höchststeuersatz. Und der liegt in Österreich bei 55%. Damit hat Österreich den vierthöchsten Höchststeuersatz der Welt. Davor liegen nur noch Japan mit 55,97%, Dänemark mit 56,5% und der Spitzenreiter Finnland mit 56,95%.
(BDAE, BMF)
Fazit: Die Steuerbelastung in Deutschland ist im Europavergleich relativ hoch
In Deutschland kommen Bürger nicht um das Steuern zahlen herum. Denn bereits der Einkauf im Supermarkt wird mit einer Mehrwertsteuer in Höhe von 19% oder 7% besteuert. Beim Einkommen wird es im Europavergleich dann richtig teuer. Denn Deutschland hat die zweithöchste Sozialabgaben- und Steuerlast in Europa aber auch in der ganzen Welt - nur in Belgien muss ein Durchschnittsverdiener noch höhere Steuern und Sozialabgaben zahlen. Bei den Höchststeuersätzen ordnet sich Deutschland aber mit 45% eher im Mittelfeld ein. Spitzenreiter sind hier die nordischen Länder Finnland und Dänemark und auch unser direkter Nachbar Österreich berechnet für Superreiche einen enorm hohen Steuersatz.
Quellen: