
Wie viele arme Menschen gibt es in Deutschland?
In Deutschland wird die Schere zwischen Arm und Reich immer größer. Während die Reichen ihr Vermögen immer weiter ausbauen, befinden sich zunehmend mehr Menschen an der Armutsgrenze. Armut bedroht immer mehr Menschen und die Gefahr steigt, unter die Armutsgrenze Deutschland 2023 abzurutschen.
Lesen Sie in diesem Artikel alles, was Sie über relative und absolute Armut, die Armutsgrenze in Deutschland und die Anzahl der von Armut Betroffenen wissen sollten.
Wie viele arme Menschen gibt es in Deutschland?
Im Jahr 2021 galten in Deutschland rund 13 Millionen Menschen als armutsgefährdet. Damit bleibt das Niveau im Vergleich zum Vorjahr in etwa gleich. 2020 waren noch 200.000 Menschen mehr, also insgesamt 13,2 Millionen Menschen in Deutschland von Armut betroffen.
(Destatis)
In Deutschland liegt die Armutsgrenze 2023 bei 60% des Durchschnittseinkommens.
Der Begriff Armutsgrenze ist hierbei allerdings nur eine umgangssprachliche Bezeichnung. Denn die offizielle Bezeichnung lautet “Schwellenwert für Armutsgefährdung”. Rund 15,8% der Bevölkerung hatten 2022 monatlich weniger Geld zur Verfügung als das durchschnittliche Einkommen. Das liegt zurzeit bei 1.301 Euro Netto im Monat für Einzelpersonen und bei 1.952 Euro Netto im Monat für Paare. Die Armutsgrenze, die wir im nächsten Abschnitt beschreiben ist der Schwellenwert unter dem jemand als arm gilt. Der Unterschied zwischen Arm und Reich in Deutschland steigt, obwohl Deutschland ein Sozialstaat ist .
(Statista)
Wer als Single in Deutschland 2020 weniger als 1.126 Euro monatlich zur Verfügung hat, zählt als arm.
Bei Paaren liegt die Grenze jedoch höher. Wer als Paar (mit 2 Kindern unter 14 Jahren) über weniger als 2.364 Euro im Monat verfügt, gilt als arm. Bei Einzelpersonen ist der Schwellenwert für Armut von 764 Euro im Jahr 2007 auf 1.126 Euro im Jahr 2020 um 362 Euro im Monat gestiegen. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist deshalb größer geworden, da die Löhne nicht in dem Maße gestiegen sind. Bei Paaren ist der Schwellenwert seit 2007 von 1.605 Euro auf 2.364 Euro angestiegen. Hier erfahren Sie mehr über die Entwicklung des Durchschnittseinkommens in Deutschland: Wie hoch ist das Durchschnittseinkommen in Deutschland?
(Statista)
2023 liegt das Existenzminimum in Deutschland bei 10.908 Euro im Jahr.
Das sogenannte Existenzminimum für Einzelpersonen stieg in den vergangenen 3 Jahren in Deutschland an. Zuletzt folgte die Erhöhung von 9.744 Euro auf 9.984 Euro im Jahr 2022 für eine alleinstehende Person. Das Existenzminimum wurde aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten nun 2023 auf 10.908 Euro angehoben.
Gleichzeitig stellt das Existenzminimum die Grenze für die relative Armut in Deutschland dar. Der Rat der Europäischen Gemeinschaft definiert relative Armut wie folgt: Menschen zählen dann als arm, wenn sie “über so geringe materielle, kulturelle und soziale Mittel verfügen, dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in dem Mitgliedsstaat, in dem sie leben, als Minimum annehmbar ist”. In Deutschland betrifft das rund 13 Millionen Menschen.
(Bundesfinanzministerium, DIW Berlin)
In Bremen sind 24,9% der Bevölkerung armutsgefährdet.
Bei der Vermögensverteilung in Deutschland zeigen sich vor allem zwischen den einzelnen Bundesländern deutliche Unterschiede. Dabei gibt es hauptsächlich eine Auffälligkeit: die westlichen Bundesländer sind deutlich reicher als die östlichen Bundesländer.
2019 gehörte Bremen zu dem Bundesland mit der höchsten Quote an armutsgefährdeten Menschen. Aber auch in anderen Bundesländern wie Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt lebt ein beträchtlicher Anteil der Bevölkerung (19,4%) unterhalb der Armutsgrenze. Das Bundesland mit den wenigsten armen Menschen war 2019 Bayern. Dort lebten nur 11,9% der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze.
(bpb)
Bei der absoluten Armut liegt die Schwelle bei 1,90 US-Dollar in Kaufkraftparität pro Kopf und Tag.
Da der Begriff Armut sehr komplex ist, unterteilt man ihn in relative und absolute Armut. Als relative Armut werden diejenigen bezeichnet, die aufgrund ihres geringen Einkommens nicht am sozialen Leben teilnehmen können. Absolute Armut hingegen beschreibt einen Zustand, in dem ein Mensch so arm ist, dass er sich Grundbedürfnisse wie Nahrung, Wohnung oder Kleidung nicht mehr leisten kann. Daher bezeichnet man absolute Armut auch oft als physische Armut.
Obwohl der Staat in Deutschland mithilfe von Sozialleistungen eine Absicherung vor der absoluten Armut bietet, gibt es auch hier eine Vielzahl von Menschen, die mittellos auf der Straße leben. So waren etwa am 31. Januar 2022 178.000 Menschen in Deutschland in Einrichtungen für Obdachlose untergebracht. Die Dunkelziffer der Obdachlosen, die weiterhin auf der Straße leben, dürfte dabei um einiges höher sein.
(Destatis, DIW Berlin)
Der Gini-Index erreichte 2021 einen Wert von 30,9.
Zur Messung der Ungleichheit bei der Vermögensverteilung gibt es die beiden statistischen Maße Gini-Koeffizient und Gini-Index. Diese werden bei der Bestimmung der Einkommens- und Vermögensungleichheit eingesetzt. Dabei unterscheiden sich der Gini-Koeffizient und der Gini-Index lediglich in ihrer Schreibweise. Denn beim Gini-Index ist das Komma 2 Stellen nach vorn verschoben. Beträgt der Gini-Koeffizient also 0,309 wie 2021 in Deutschland, so liegt der Gini-Index bei 30,9. Beide Maße können als Statistik der Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland gesehen werden. Dabei gilt: Je höher der Gini-Index bzw. -Koeffizient, desto größer ist die Ungleichheit im Land. 2012 war der Gini-Index mit 28,3 noch um einiges niedriger.
Im Vergleich dazu, betrug der Gini-Index im EU-Schnitt 2021 30,1. Die Ungleichheit bei der Vermögensverteilung ist also in Deutschland höher als im Durchschnitt der Europäischen Union.
(Statista)

Weltweit leben rund 700 Millionen Menschen in Armut.
Das bedeutet, dass 700 Millionen Menschen auf der Welt weniger als 1,90 US-Dollar täglich zur Verfügung haben. Sie leben also in absoluter Armut. Geht man hingegen vom erweiterten Begriff der relativen Armut aus (das entspricht weniger als 3,20 US-Dollar am Tag), steigt die Zahl der Menschen, die in Armut weltweit leben, sogar auf 3,4 Milliarden.
Die Grenze für absolute Armut unterscheidet sich dabei von Land zu Land. So liegt sie in Ländern mit einem mittleren Einkommen etwa bei 5,50 US-Dollar pro Tag. In Madagaskar ist die Bevölkerung am stärksten von der Armut betroffen. 2012 lebten dort rund 78,8% der Bevölkerung in Armut. Direkt dahinter folgen vor allem afrikanische Länder wie etwa die Demokratische Republik Kongo, Burundi, Malawi, Guinea-Bissau, die Zentralafrikanische Republik, Mosambik, Sambia usw. Auch die weiteren 16 Länder in der Armutsstatistik liegen auf dem afrikanischen Kontinent. In diesen Ländern ist die Kluft zwischen Arm und Reich besonders groß. Der Gini-Index liegt hier nicht selten zwischen 40 und 63 (zur Erinnerung, in Deutschland liegt der Wert 2021 bei 30,9).
Vor allem in ärmeren Ländern ist der Anteil an Rücküberweisungen besonders hoch. Somalia war im Jahr 2020 das Land mit den höchsten Rücküberweisungen von Migranten. 35,28% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) stammten demnach von Überweisungen von Migranten aus dem Ausland zurück in ihr Heimatland.
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(BMZ, Migazin, Statista, Statista, Wikipedia)


Fazit: Armut bleibt weiterhin ein weltweit wachsendes Problem
Deutschland gehört zwar weltweit zu den reichsten Ländern und versucht als Sozialstaat seine Bürger vor der Armut zu schützen. Dennoch leben auch hier eine Vielzahl von Menschen (13 Millionen) unterhalb der Armutsgrenze. Wirft man einen Blick über die Landesgrenze hinaus, sieht die Lage noch dramatischer aus.
In einigen Ländern wie Madagaskar sind mehr als zwei Drittel der Bevölkerung von Armut betroffen. Die internationale Gemeinschaft will bis 2030 die extreme Armut weltweit beenden. Um dieses Ziel zu erreichen und die Schwere zwischen Arm und Reich nicht weiter auseinanderdriften zu lassen, müssen aber alle Länder an einem Strang ziehen.
(Bundesregierung)
Quellen: